Wiedergutmachungen und Versöhnungsangebote

Wichtige Elemente der Konfliktbewältigung in Schule

Gemeinsame mit Michi vom DOODLETEACHER habe ich erneut ein Materialprojekt umgesetzt, das ich euch in diesem Beitrag vorstellen möchte.

Fehler machen wir alle. Jede*r von uns verhält sich mal unfair. Sagt mal etwas, was einem hinterher leid tut. Oder verletzt andere. Ob willentlich oder nicht. Menschliches Miteinander hat immer Konfliktpotenzial. Das ist Teil des Zusammenlebens. Wichtig ist, wie wir damit umgehen.

Das Wichtigste ist erstmal, Fehler anzuerkennen und zu ihnen zu stehen. Nur so können wir daraus lernen und uns entwickeln. „Popo in der Hose haben“ sage ich meinen Schulkindern immer. Dabei ist insgesamt eine positive Fehlerkultur wertvoll, damit Ängste vor dem Zugeben von Fehlern abgebaut werden.

Im Verlauf unserer gemeinsamen Zeit üben wir, über Konflikte zu sprechen. Und wir lernen, Verantwortung zu übernehmen, falls wir anderen geschadet haben. Auch ich als Lehrkraft bin da ein wichtiges Vorbild.

Fragen, die wir einüben und deren Bedeutung wir auch thematisieren:

„Was brauchst du von mir, damit es dir wieder besser geht?“

„Was kann ich tun, um meinen Fehler wieder gutzumachen?“

„Hilft es dir, wenn ich xy mache?“ (Diese Frage finde ich besonders wichtig, weil dabei die Reflexion erstmal bei dem Kind liegt, das den Konflikt verursacht hat.)

Und genau hier helfen konkrete Ideen der Wiedergutmachung, die oft mit meinen Schüler*innen gemeinsam entstehen.

Auch uns Lehrkräfte entlastet das. Weil wir nicht Konsequenzen konstruieren müssen, deren Lerneffekt fragwürdig bleibt. Wir begleiten unsere Schüler*innen in einem selbstständigen Umgang damit. Und wenn ein Kind, dem geschadet wurde, auf die Frage „Was brauchst du jetzt von mir?“ antwortet, dass es sich eine wirklich aufrichtige Entschuldigung wünscht, dann gibt es eine klare Handlungsanweisung für das Kind, dass sich falsch verhalten hat. Es sind zielgenaue, realitätsnahe Lösungen, die nicht ich als Lehrkraft mühsam aufsetzen muss, sondern die durch die Menschen entstehen und ausgelebt werden, die direkt an dem Konflikt beteiligt sind.

Wir führen einen gewissen Fundus immer gemeinsam ein. Auf den 23 Kärtchen stehen Klassiker, die dabei oft genannt werden („Entschuldigen“). Auf den Blanko-Kärtchen können weitere eigene Ideen der Klasse gesammelt werden. Es könnten auch einige Kärtchen zur Abstimmung von der Lehrkraft eingebracht werden: „Was haltet ihr von dieser Versöhnungsgeste? Wollen wir sie mit aufnehmen?“

Hier könnt ihr das Material kostenlos herunterladen.

Es ist ein Prozess. Gerade zu Beginn dauert manchmal das Auswählen einer Geste. Wir müssen auch am Anfang immer mal wieder über Verhältnismäßigkeit sprechen. Aber irgendwann haben meine Klassen das wirklich sehr kompetent umgesetzt. Auf sich zu schauen. Wie habe ich mich verhalten? Welchen Effekt hat das auf andere? Und wie gehe weiterhin damit um? Das ist ein wichtiges Mindset für das weitere Leben. Denn, wenn wir uns umschauen, fehlt es immer noch vielen Erwachsenen an diesem Blickwinkel und an der Bereitschaft, Verantwortung für sich und seine Umwelt zu übernehmen.

Ganz wichtig: Das sind Impulse für die täglichen kleineren oder auch mal größeren Konflikte. Wenn es aber um systematische Ausgrenzung, um Mobbing oder andere Diskriminierungssgrukturen geht, dann ist diese Haltung natürlich trotzdem wichtig, aber hier muss oft deutlich vertiefter und sicherlich auch im größeren Rahmen mit individuellen Lösungen und Maßnahmen gearbeitet werden.

In diesem Sinne

#herzzählt

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