Fortlaufend beurteilen wir unsere Schüler*innen. Wir geben Rückmeldung zu ihren Leistungen, ihrem Arbeitsverhalten, ihren sozialen Kompetenzen und auch zu ihrer Persönlichkeit (auch, wenn das vielen gar nicht immer so bewusst ist).
Der Bewertungs- und Rückmeldeprozess ist dabei in der Regel einseitig, denn nur selten erhalten Schüler*innen die Möglichkeit, auch umgekehrt Feedback an ihre Lehrkräfte abzugeben. Dabei geht es um ihren Lernprozess und es dazu gehört auch, seinen Lernbegleiter*innen Rückmeldung darüber geben zu können, ob sie dabei unterstützend agieren, nachhaltiges Lernen ermöglichen und ob man sich gut aufgehoben fühlt.
Ich gebe meinen Schüler*innen daher regelmäßig die Chance, mir zu sagen, wie sie meinen Unterricht und mein Tun als Lehrkraft empfinden. Das passiert zum einen im laufenden Unterricht durch Reflexionsgespräche, zum Beispiel am Ende einer Themeneinheit oder ergibt sich situativ und zum anderen nutze ich einmal im Halbjahr einen Feedbackbogen, den ich euch mal genauer vorstelle und den ihr am Ende des Posts einfach downloaden könnt.
Wie setze ich das genau um?
Der Bogen bietet sich eher für die Klassenstufen 3 und 4 an. Im Sitzkreis bespreche ich mit meinen Schüler*innen die einzelnen Felder und beantworte dann eventuelle Fragen. Besonders wichtig ist mir dabei, zu betonen, dass konstruktive Kritik unbedingt erlaubt ist („Du darfst mir sehr ehrlich sagen, wenn ich noch etwas verbessern kann oder du dir etwas von mir wünscht.“). Wir nutzen dabei direkt die Gelegenheit, zu besprechen, wie man Kritik so vorbringen kann, das sie das Gegenüber nicht verletzt. Wir machen dazu ein kleines Rollenspiel. Auf Kärtchen sind thematisch gleiche Kritiksätze notiert, manche konstruktiv andere sehr fordernd, einschüchtern und wenig wertschätzend formuliert. Ein Kind liest je einen Satz vor, ein anderes empfängt diese Kritik. Anschließend dürfen beide Kinder ihre Empfindungen schildern und das Plenum bewertet, wie diese Kritik vorgetragen wurde und ob das sinnvoll ist, wenn man sich wünscht, dass sich ein Gegenüber auf Veränderung einlässt.
Ein paar Worte zur Tabelle
Mir selbst war es wichtig, zu den Aspekten in der Tabelle Feedback zu bekommen, daher sind sie direkt von mir dort abgefragt und aufgelistet worden. Seit längerer Zeit nutze ich dabei gerne als Feedbackstufen die Wachstumsphasen einer Pflanze statt der vorher üblichen Smileys, Daumen hoch/runter oder dem klassischen +, – und o. Ich finde diese Symbolik so viel besser geeignet, da sie nicht nur einfach den Ist-Zustand beschreibt, sondern vor allem den Entwicklungs- und Wachstumsprozess in den Vordergrund stellt. Veränderung ist steht hier im Fokus.
Was bedeuten die Wachstumsphasen genau?
Samen = die Ansätze sind bereits vorhanden, wenn auch nicht direkt sichtbar, ein bestimmtes Verhalten ist zum Beispiel also eventuell schon angebahnt, aber noch selten zu beobachten – ein Wachstum ist aber möglich
Spross mit erstem erkennbaren Stängel/Blättern = es ist schon deutlich erkennbar, ein bestimmtes Verhalten ist zum Beispiel also schon häufiger zu beobachten – ein Wachstum ist weiterhin möglich
blühende Pflanze = voll ausgereift, ein bestimmtes Verhalten ist zum Beispiel also (fast immer) vorhanden oder umgesetzt – aber, auch eine ausgereifte Pflanze muss weiter gehegt und gepflegt werden, sonst lässt sie Blüte und Blätter hängen oder verkümmert gar
Ihr findet den Bogen in 2 Versionen. Einmal in der „Du“- und einmal in der „Sie“-Form. Je nachdem, wie ihr das bei euren Schüler*innen benötigt und präferiert. Ob eure Schüler*innen ihren eigenen Namen nennen oder das ganze anonym ablaufen soll, das könnt ihr individuell entscheiden. Ein Feld dafür ist vorhanden, kann aber einfach ungenutzt bleiben.